Dieser Text stammt von unserem Mitlgied Pieke Biermann:

Meine Recherchen zu Wehrmachtsbordellen im WK II fördern ab und zu auch richtig schöne Fundstücke zutage. Man muss dazu wissen, dass die militärischen Top-Chefs beschlossen hatten, ihren vielen, auch jungen Soldaten die sexuelle Betätigung nicht total zu verbieten – das würde nichts bringen, sondern womöglich die „heimliche Prostitution“ fördern, also die „Volksgesundheit gefährden“ (so sahen die Herren es damals, nicht weit entfernt vom Geist der heutigen Damen und Herren, die hinter dem aktuellen Prostituierten“schutz“gesetz stecken …). Unbedingt vermieden werden sollte „natürlich“ auch: Homosexuelle Betätigung.

Also verfügten sie die Einrichtung von extra Wehrmachtsbordellen überall da, wo sie einmarschiert waren. Die dort arbeitenden Mädels waren „Lokalkräfte“ und wurden vorher auf ihre Gesundheit und ihre „politische Zuverlässigkeit“ hin untersucht. Die Puffs standen unter schärfster medizinischer Kontrolle und hatten eine bürokratisch penible Hausordnung, in der auch die Öffnungszeiten und die Preise festgelegt waren.

Die „RICHTLINIEN FÜR DIE EINRICHTUNG UND ÜBERWACHUNG VON WEHRMACHTSBORDELLEN IN DEN BESETZTEN WESTGEBIETEN, OBERKOMMANDO HEERESGRUPPE D“ (im Bundesarchiv) vom Juni 1943 empfehlen zum Beispiel für die besetzten Westgebiete einen Preis zwischen zwei und drei Reichsmark. Irgendwie extra-edle Puffs durften „bis zu fünf Reichsmark“ nehmen.
Die Realität hatte gezeigt: Wo die Preise zu hoch sind für die Masse der einfachen Soldaten, suchen die sich günstige Alternativen, blüht die unkontrollierte und unkontrollierbare Sexarbeit. Im Februar 1941 zum Beispiel fällt dem Sanitätsoffizier im besetzten Rumänien auf, dass jetzt öfter Soldaten wegen Geschlechtskrankheiten behandelt werden müssen – es stellt sich heraus: Das lokale Wehrmachtsbordell wird „wegen des zu hohen Preises wenig besucht“.

Und jetzt kommt’s: Genau deswegen treten auch die zwanzig Mädels dort in Streik, sie haben keinen Bock mehr, für deutsche Soldaten zu arbeiten, die Kohle stimmt einfach nicht.

Im Klartext: Huren streiken gegen die deutschen Besatzer, deren Terrorregime allen bekannt ist, und – siegen! Im März kriegen sie, auf Betreiben des Standortarztes, ein tägliches Fixum – in Höhe von fünfzehn Freiern, ob sie die machen oder nicht!

Auch wenn die Idee, als Militärangestellte zu arbeiten, nicht so rasend attraktiv ist und heute auch kaum aufkäme: Die Episode zeigt, dass Huren immer und überall kämpfen und Widerstand erfolgreich sein kann.

Mir fällt dazu ein: Was wohl passiert, wenn die Kolleg*innen heute einfach sämtliche Dienste an Politiker*innen einstellen?

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