Belgien will sich europaweit für die Entkriminalisierung von Sexarbeit einsetzen

Jedes Land in Europa sollte Sexarbeit entkriminalisieren.“

+++ English below +++

ESWA – European Sex Workers‘ Rights Alliance – Kongress 2022:
Die Trendwende herbeiführen: Vielversprechende Perspektiven für die Rechte von Sexarbeiterenden in Europa.

Eine Veranstaltung im Europäischen Parlament, Brüssel, 13.10.2022

Mitschrift und Übersetzung eines Vortrages des Belgischen Justizministersministers


Gastgeberin Sophie Int’l Veld, Niederlande, Gruppe RENEW Europe:
Ich freue mich sehr, dass Minister van Quickenborne soeben zu uns gestoßen ist, und ich schlage vor, dass Sie ihm den gleichen tosenden Beifall geben, den Sie ihm schon in seiner Abwesenheit gaben. 

Vincent Van Quickenborne, Justizminister, Belgien:
Danke, Sophie, danke, meine Damen und Herren. Ich danke Ihnen, dass ich heute hier sein darf, es ist ein ganz besonderer Anlass.
Ich möchte auch den Mitgliedern des Europäischen Parlaments danken, die heute hier anwesend sind. Sie sind aktiv an diesem Kampf beteiligt.
Mein Dank geht natürlich auch an Sie, Sophie, als heutige Präsidentin, an die Mitglieder der ESWA (Allianz für die Rechte der Sexarbeiter*innen), an die Doktorand*innen und Wissenschaftler*innen.

Zunächst einmal herzlich willkommen in Brüssel, im Herzen Belgiens, im Herzen Europas, aber auch in Belgien, dem ersten europäischen Land, das die Sexarbeit entkriminalisiert hat (Beifall).
Vielen Dank.
Ich begrüße diese Initiative, alle Sexarbeitenden zu versammeln, in welcher Form auch immer. Unabhängig von kulturellen oder gesellschaftlichen Normen ist und war es immer eine Gewissheit: Wo immer Menschen zusammenleben, gibt es Menschen, die sich dafür entschieden haben, Sexarbeiter*innen zu sein, und es gibt Menschen, die die von ihnen angebotenen Dienstleistungen nachfragen.
Was leider auch weltweit fast immer eine Gewissheit ist, ist die Scheinheiligkeit im Umgang mit der Sexarbeit.
Im besten Fall wird sie toleriert, bleibt aber verpönt und existiert in einer rechtlichen Grauzone. Im schlimmsten Fall verfolgen die Regierungen aktiv Menschen, die bloß das tun, was ein natürliches Geschehen zwischen einvernehmlich handelnden Erwachsenen ist. Bis vor kurzem bildete mein Land, Belgien, keine Ausnahme von dieser Regel. Über 27.000 Sexarbeitende sind in Belgien tätig. In Belgien wurde dies stillschweigend geduldet, unter den Teppich gekehrt in den Vierteln der Spediteure, versteckt hinter den Fassaden zwielichtiger Bars. Den Sexarbeiter*innen und ihren Kund*innen wurde der Eindruck vermittelt, dass man sich dafür schämen und nicht darüber sprechen sollte, so dass die Sexarbeiter*innen mit der sehr realen Gefahr von Missbrauch, Ausbeutung und Diskriminierung allein gelassen wurden. Sie waren nicht durch das Gesetz geschützt, ganz im Gegenteil.

Als ich vor zwei Jahren das Amt des belgischen Justizministers antrat, wollte ich, dass die Justiz schneller, humaner und effektiver wird. Und das ist der Ansatz, den wir bei der Gesetzgebung zur Sexarbeit verfolgt haben.

Erlauben Sie mir, das zu erklären: Das erste Prinzip ist schneller zu werden, was man durchaus wörtlich nehmen kann: Wir haben die Sexarbeit seit letztem Juni entkriminalisiert. Und es war keinen Moment zu früh. Die COVID19-Krise hatte einmal mehr die Schwierigkeiten der Sexarbeitenden aufgezeigt, die ohne Einkommen, ohne Arbeitslosengeld und ohne soziales Netz dastanden, während andere Berufe das alles hatten.
Mit der Einführung des neuen Sexualstrafrechts in unserem Land, das am 1. Juni in Kraft trat, wurde die Sexarbeit aus dem Strafgesetzbuch gestrichen.
Und ich bin stolz darauf, sagen zu können, dass der älteste Beruf der Welt, wie das Klischee besagt, nun der neueste geschützte Beruf in Belgien ist. (Beifall.) Ich möchte UTSOPI, der belgischen Interessenvertretung der Sexarbeiter*innen, dafür danken, dass sie mit uns daran gearbeitet hat. (Beifall.) Ihrem Rat ist es zu verdanken, dass wir uns nicht für die Legalisierung, sondern für die Entkriminalisierung von Sexarbeit entschieden haben. Denn die Entkriminalisierung sorgt dafür, dass selbständige Sexarbeitende einfach unter das normale Arbeitsrecht fallen. Die Legalisierung funktioniert unserer Meinung nach nicht, weil sie spezifische Regeln und Vorschriften für einen Sektor erfordert. Und so widersinnig es auch erscheinen mag, die Erfahrungen in anderen Ländern haben gezeigt, dass dies dazu führt, dass zu viele Sexarbeiter*innen in der Illegalität bleiben. Denn diese Regeln schaffen zusätzliche Hindernisse. Die Legalisierung, so gut sie in verschiedenen Ländern auch gemeint sein mag, beginnt auf dem falschen Fuß: Sie sagt den Sexarbeiter*innen, dass sie außerhalb der Legalität stehen. Aber wenn sie sich an bestimmte Regeln halten, können sie den Schutz unseres Gesetzes genießen. Die Entkriminalisierung hingegen kehrt dieses Paradigma um. Sexarbeiter*innen genießen immer den vollen Schutz des Gesetzes, es sind immer nur  Missbrauch und Ausbeutung von Sexarbeiter*innen, die außerhalb des Gesetzes stehen. (Beifall.)

Das bringt mich zum zweiten Leitprinzip: Die Justiz muss menschlicher werden. Wir haben die Arbeit von Sexarbeitern aus der Illegalität geholt und ihnen die gleichen sozialen Rechte wie allen anderen Erwerbstätigen in unserem Land gegeben. Wir geben ihnen die Anerkennung, die sie schon immer verdient haben: Das ist der einzig humane Ansatz.
Seit der Streichung der Sexarbeit aus dem Strafgesetzbuch können Sexarbeiter*innen in unserem Land endlich legale Verträge mit einer Bank, einem Steuerberater, einem Fahrer, einem Anwalt, einem Vermieter abschließen, denn nach dem alten Strafrecht liefen diese Personen, die ich erwähnt habe, formell Gefahr, strafrechtlich verfolgt zu werden, weil sie Sexarbeit ermöglichten und davon profitierten.
Heute sind Sexarbeiter*innen geschützt, und sie können sexuelle Dienstleistungen auf selbständiger Basis anbieten. Das Gesetz sieht auch vor, dass Sexarbeiter*innen einen Arbeitsvertrag abschließen können. Aufgrund der Natur des belgischen Arbeitsrechts bedeutet dies aber, dass ein Sozialstatut für Sexarbeiter*innen als Arbeitnehmer*innen entwickelt werden muss, so wie es auch für jeden anderen Beruf notwendig ist.

Was ich will, ist die Transparenz der gleichen Rechte für Sexarbeiter*innen wie für alle anderen Arbeitnehmer*innen in unserem Land und in Europa, ein anständiger Lohn, eine Obergrenze für die Wochenarbeitszeit, Gewerkschaften, Streikrecht, Mutterschaftsurlaub und vieles mehr. Das sind alles Dinge, die für jeden anderen Arbeitnehmer in Belgien selbstverständlich sind, die es aber für Sexarbeiter*innen noch nicht gibt. Dies fällt in den Zuständigkeitsbereich meiner beiden Kollegen, des Arbeitsministers Pierre-Yves Dermagne von der Sozialistischen Partei und des Ministers für Selbstständige, David Clarinval von der frankophonen Liberalen Partei. Und beide haben meine volle Unterstützung bei der Verwirklichung dieses Vorhabens.

Ende dieses Monats werden sich unsere Kabinette dazu erneut treffen. Mit Ihrem Druck und Ihrem Tempo sollte dies natürlich so schnell wie möglich realisiert werden. Natürlich bin ich gespannt auf Ihre Empfehlungen zum Sozialstatut für SexarbeiterInnen, das ist mir wichtig.

Und dann der dritte Grundsatz, eine Justiz, die effektiver wird:
80 % der Sexarbeiterinnen in Belgien tun dies aus freien Stücken – 80 %, 80 %!
Aber wir dürfen nicht vergessen, dass einige Frauen und manchmal auch Männer zur Sexarbeit gezwungen werden. Denken Sie an die Opfer des Menschenhandels oder an Minderjährige. Aus diesem Grund stellt das neue Strafgesetzbuch den Missbrauch und die Ausbeutung von Sexarbeit, die Arbeit von Minderjährigen und die erzwungene Sexarbeit (Zwangsprostitution) klar als Straftaten dar. Glücklicherweise macht die Entkriminalisierung unsere Gesetze effektiver bei der Verfolgung von Personen, die Sexarbeiter*innen ausbeuten. Durch die Beseitigung der Grauzone wird die Unterscheidung zwischen Schwarz und Weiß klarer. Und Straftaten wie Missbrauch, Menschenhandel und Prostitution von Minderjährigen lassen sich viel leichter aufdecken und geben den Opfern, unseren Zeugen, die Möglichkeit, diese Verbrechen anzuzeigen.

Das haben wir in Neuseeland erlebt, denn als die Sexarbeiter*innen entkriminalisiert wurden, hatten sie den Mut, sich an die Polizei zu wenden, und die Polizei in Neuseeland ist heute Partner der Sexarbeiterinnen. … Wir haben der föderalen Polizei in unserem Land mehr Polizisten zur Verfügung gestellt, speziell für diesen Zweck. Wir haben zusätzliche Mittel für die drei Zentren bereitgestellt, die Opfern von Missbrauch in der Sexarbeit helfen und sie beherbergen. Denn die Grauzone ist der Ort, an dem sich Kriminelle wohlfühlen. Und indem wir Sexarbeiter*innen, die sich für diesen Beruf entscheiden, als freie Erwachsene anerkennen und respektieren, können wir gegen die Kriminellen vorgehen, die Sexarbeiter*innen ausbeuten.

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich ganz klar sagen: Jedes Land in Europa sollte Sexarbeit entkriminalisieren. (Beifall.) In jedem Land in Europa und in jedem Land der Welt gibt es Tausende und Abertausende von Sexarbeiter*innen. Gesetze, die sie in Gefahr bringen, Gesetze, die ihnen das Gefühl vermitteln, dass sie sich dafür schämen müssen, wer sie sind, haben in einer zivilisierten Gesellschaft nichts zu suchen. Sexarbeiter*innen sind Menschen mit ganz normalen und erfüllenden Berufen, sie verdienen überall gleichen Schutz. Lassen Sie uns diese Botschaft in der ganzen Welt verbreiten, angefangen bei der Europäischen Union. Deshalb ist dieses Europäische Parlament vielleicht der geeignetste Ort dafür. Ich fordere hiermit alle hier anwesenden Abgeordneten auf, dieses Anliegen nachdrücklich zu unterstützen, damit die Europäische Union ein Ort sein kann, an dem Sexarbeiter*innen erhobenen Hauptes dastehen und stolz darauf sein können, wer sie sind, ohne eine Strafverfolgung fürchten zu müssen und den vollen Schutz des Gesetzes genießen. Ich bin sicher, dass dieser Tag kommen wird. Und Sie können sich darauf verlassen, dass ich dafür sorge, dass er eher früher als später kommt. Ich danke Ihnen! (Großer Beifall.)


Sophie Int’l Veld:
Ich danke Ihnen vielmals. Ich denke, der Beifall sagt alles. Ich denke, der belgische Ansatz ist in jeder Hinsicht vorbildlich. Ich freue mich auch sehr darüber, dass dieser ganze Prozess in sehr enger Absprache mit den Betroffenen durchgeführt worden ist. Denn das ist eines der Dinge, die mich immer stören: wenn man über Sexarbeiter*innen spricht, dann spricht man *über* Sexarbeiter*innen; ich sage immer, warum sprechen wir nicht *mit* ihnen? Die Leute können selber sagen, was sie brauchen, was sie wollen, sie können ihre Ansichten kundtun, wie Sabrina es schon sehr eloquent getan hat. Und Sie haben auch die Heuchelei erwähnt: Gerade in diesen Tagen ist es unerträglich, dass die gleichen Leute, die meinen, dass Sexarbeit kriminalisiert werden sollte, es für in Ordnung halten, mit dem Kriegsverbrecher im Kreml Geschäfte zu machen. (Beifall.) Ich meine, wenn es einen echten Verbrecher gibt, wer von beiden ist dann wirklich unmoralisch? Okay, vielen Dank für diesen Beitrag.

 

Vincent Van Quickenborne:
Ich muss jetzt ins belgische Parlament …


Sophie Int’l Veld:

Sie müssen ins belgische Parlament gehen, ok, aber ich denke, wir verzeihen Ihnen, denn Ihr Beitrag war großartig, und ich denke, Sie können auf unsere Unterstützung zählen. Ich meine, seien wir ehrlich: Es liegt noch ein langer Weg vor uns, auch im Europäischen Parlament. Aber wenn ich mir die heutige Veranstaltung anschaue und sie mit der allerersten vergleiche, die wir vor vielen Jahren zu diesem Thema organisiert haben, als wir eine sehr kleine Gruppe von Leuten hatten und viel Kritik einstecken mussten, dann hat sich etwas verändert. Und ich denke, Sie haben bewiesen, dass es sich ändern kann. Belgien geht mit gutem Beispiel voran, und wir werden unser Möglichstes tun, um sicherzustellen, dass andere Teile Europas folgen werden. 


Vincent Van Quickenborne:

Gibt es Pläne für eine europäische Resolution, die eine Entkriminalisierung der Sexarbeit in Europa fordert?


Sophie Int’l Veld:

Nun, es gibt Pläne für eine Resolution, und wenn es nach uns geht, dann wird sie eine Entkriminalisierung fordern. Wir werden sehr, sehr hart arbeiten, um eine Mehrheit zu bekommen, aber es wird ein heiß umstrittenes Thema sein, da bin ich mir sicher. 


Vincent Van Quickenborne:

Glauben Sie nicht, dass es im Europäischen Parlament eine Mehrheit für dieses Anliegen geben könnte? Nein?


Sophie Int’l Veld:

Wenn Sie uns heute fragen … aber wir werden mit jedem einzelnen unserer Kollegen sprechen und versuchen, sie zu überzeugen. Wie ich schon sagte: Sie wissen, dass wir vor langer Zeit angefangen haben, und damals war das Thema tabu. Jetzt haben wir einen Raum voller Menschen, wir haben vier verschiedene Fraktionen aus dem Europäischen Parlament hier vertreten. Die Zeit wird kommen und wir werden es so schnell wie möglich tun. 


Vincent Van Quickenborne:

Nun, wenn Belgien Anfang 2024 Präsident des Europäischen Rates sein wird, habe ich als Justizminister jedenfalls vor, das auf die Tagesordnung eines informellen Rates zu bringen, zum ersten Mal.


Sophie Int’l Veld:

Wow! (Großer Beifall.) 


Vincent Van Quickenborne:

Ich werde meine Amtskollegen, und es sind insgesamt 27, aus allen europäischen Ländern, bitten, vorzutreten und laut und deutlich zu sagen, was sie darüber denken. Denn ich bin überzeugt, dass viele von ihnen, nicht alle, aber viele von ihnen, diese Initiative begrüßen werden, wenn sie persönlich mit ihnen sprechen, dessen bin ich mir sicher. Lassen Sie uns also diese Bewegung aus dem Europäischen Parlament heraus starten, um alle europäischen Länder zu überzeugen, sich zu ändern und das zu tun, was wir tun. Ich danke Ihnen!


Sophie Int’l Veld:

Ich danke Ihnen vielmals. (Beifall.)

 


Originalaufnahme -> ab ca. 1Std 57 -> https://www.youtube.com/watch?v=s8mrc3ibHHs

 



 

English

ESWA – Europan Sexworkers‘ Rights Alliance – #esawacongress2022:
Turning the tide: promising perspectives for sex workers’ rights in Europe,
an event at the European Parliament, Brussels, 13.10.2022.

 

Host Sophie Int’l Veld, the Netherlands, RENEW Europe Group:
I am very pleased that we have just been joined by Minister van Quickenborne, and I suggest that you give him the same roaring applause that you gave him in his absence. (Applause.) (…)


Vincent Van Quickenborne, Minister of Justice, Belgium:

Thank you Sophia, thank you, Ladies & Gentlemen, thank you for having me here today, it’s a very special occasion. I would also like to thank the members of the European Parliament here present today that are active in the battle. Of course, also to you, Sophia, as president for today, members also of the European Sexworkers‘ Alliance, representatives, you, of course, PhDs, Academics. First of all, of course welcome to Brussels, the heart of Belgium, the heart of Europe, but also Belgium, the first european country to decriminalize sex work (applause). Well, thank you, I applaud this initiative to gather all sex workers, right, in one form or another. No matter the cultural or societal norms, it is and has always been a certainty: Wherever there are people living together, there are people who choose to be sexworkers and there are people looking for the services they offer. What is almost always a certainty around the world as well, unfortunately, is the hypocrisy with which it is often treated. At best it’s tolerated but frowned upon, existing in a legal gray zone. At worst, governments actively pursue people, engaging in what is a natural phenomenon between consenting adults. Until recently, my country, Belgium, was not an exception to that rule. Over 27000 sexworkers are active in Belgium. And in Belgium it was quietly tolerated, swept under the rug in the shippers‘ quarters, hidden behind the facades of shadowy bars. Giving the impression to sexworkers and their clients that it’s something to be ashamed about, not talked about, leaving sexworkers on their own to deal with the very real threats of abuse, of exploitation and discrimination. Not protected by the law, on the contrary.

When I took office as a minister of justice of Belgium two years ago, I wanted justice to be faster, more humane, and more effective. And that is the approach we took in legislating sexwork.

Allow me to explain: The first principle is faster which you can take quite literally: We’ve decriminalized sexwork since last June. And it wasn’t a moment too soon. The COVID19 crisis had highlighted once again the difficulties faced by sexworkers, who had been left without an income, without unemployment benefits, or a social safety net, something which other professions all did receive. When the introduction of the new sexual criminal law in our country went effective from the 1st of June, sexwork was removed from the penal code. And I am proud to say that the oldest job in the world, as the cliché has it, is now the newest protected profession in Belgium. (Applause.) I want to thank UTSOPI, the Belgium sexworkers‘ advocacy group, for working with us on that. (Applause.) It was thanks to their advice that we did not choose to legalize sexwork but to decriminalize it. Because decriminalization ensures that selfemployed sexworkers just fall under normal labour laws. Legalization does not work in our view because it requires specific rules and regulations for a sector. And contrary as it may seem, experiences in other countries have shown that this results in too many sexworkers that remain in illegality. Because these rules create extra barriers. Legalization, how well intended it may be in different countries, starts on the wrong foot: It is telling sexworkers that they are outside of the law. But if they comply with a certain set of rules, they can then enjoy the protection of our law. Decriminalization, however, turns that paradigm around. Sexworkers always enjoy the full protection of the law, it is always abuse and exploit sexworkers that are outside of the law. (Applause.)

That brings me to the second guiding principle: Justice should be more humane. We have taken the job of sexworkers out of illegality and given them equal social rights like all other working people in our country. We give them the recognition they always deserved: this is the only humane approach. Since the removal of sexwork from the penal codes, sexworkers in our country can finally enter into legal contracts with a bank, with an accountant, with a driver, with a lawyer, with a landlord, because under the old criminal law these people I mentioned, were formally at risk of being prosecuted, because they facilitated sexwork and profited from it. Today sexworkers are protected, and they can offer sexual services on a self-employed basis. The law also states that sexworkers are allowed to enter into an employment contract. However, due to the nature of Belgium labour laws, this means that a social statute for sexworkers as employees needs to be developed, just as it is necessary for every other profession. What I want is transparency in the same rights for sexworkers as every other employee in our country and in Europe, a decent wage, a cap on the number of hours work in the week, syndicates, the right to strike, maternity leave, and much, much more. These are all things that every other employee in Belgium takes for granted, but does not yet exist for sexworkers. This falls under the authority of my two colleagues, the minister of work, Pierre-Yves Dermagne of the Socialist party, and the minister for the Self-Employed, David Clarinval for the French Speaking Liberal Party. And they both have my full support in realizing this. At the end of this month our cabinets will meet again for that. Of course, with your pressure and your speed, this should be allowed as soon as possible. Of course I look forward to hear your recommendation on the social statute for sexworkers, that is important for me.

And then the third principle, a justice that is more effective: 80% of sexworkers in Belgium do so by their own free choice – 80%, 80%! But we must not forget that some women, and sometimes men, are forced into sexwork. Think of victims of human trafficking or minors. That is why the new penal code clearly states that abuse and exploitation of sexwork, underage sexwork, and forced sexwork, are criminal offenses. Luckily, decriminalization makes our laws more effective in pursuing the people who take advantage of sexworkers. Removing the gray area leaves behind a more black and white distinction. And criminal offenses like abuse, human trafficking, and prostitution of minors are much easier to detect and empowers victims, our witnesses, to report these crimes. That is what we have witnessed in New Zealand, because when they decriminalized sexworkers, they had the courage to go to the police, and the police today in New Zealand are partners of sexworkers. … We’ve given more detectives to the federal judicial police in our country, especially for that purpose. We’ve given extra funds to the three centers that help and shelter victims of sexwork abuse. Because the gray zone is that criminals thrive in. And by recognizing and respecting sexworkers who choose this profession as free adults, we can go after the criminals that exploit sexworkers.

Ladies and Gentlemen, let me be very clear: Every country in Europe should decriminalize sexwork. (Applause.) In every country in Europe and every country in the world are thousands upon thousands of sexworkers. Laws that put them at risk, laws that make them feel ashamed of who they choose to be, they have no place in a civilized society. Sexworkers are people with perfectly normal and fulfilling jobs, they deserve equal protection everywhere. Let’s spread that message around the world, starting with the European Union. That is why this European Parliament is perhaps the most appropriate setting. I hereby ask all MEPs present here today to firmly support this cause so that the European Union can be a place where sexworkers can stand tall, can be proud of who they are, without having to fear prosecution, and enjoying the full protection of the law. I am certain that this day will come. And you can count on me for making sure that they come sooner rather than later. Thank you! (Big Applause.)

Sophie Int’l Veld:
Thank you very much. I think the applause says it all. I think the Belgium approach is exemplary in every way. I am also very pleased to see that this whole process has been done in very close consultation with the people concerned. Because that is one of the things that always bugs me: that when you’re talking about sexworkers then people are talking *about* sexworkers; I always say why don’t we talk with them? You know people can say what it is that they need, that they want, they can make their views known as Sabrina has done very eloquently before. And you also mentioned hypocrisy: in particularly these days, it’s unpalatable that the same people who think that sexwork should be criminalized are the people who think it’s ok to do business with the war criminal in the Kremlin. (Applause.) I mean if there’s a real criminal which of the two is really immoral? Okay, thank you very much for this.

Vincent Van Quickenborne: 
I have to go to the Belgian Parliament now.

Sophie Int’l Veld:
You’ve to go to the Belgian Parliament, ok, but I think we forgive you, because your contribution has been massive, and I think you can count on us. I mean, let’s be real: there is still a long road ahead of us, also in the European Parliament. But if I see today’s event, and I compare it to the very first time many years ago when we organized something around this theme, when we had a very small group of people, and we got a lot of criticism, things are changing. And I think you have proven that it can change. Belgium is leading the way, and we are going to do our utmost to make sure that other parts of Europe will follow.

Vincent Van Quickenborne:
Are there any plans for a European Resolution on the table to ask for a decriminalization of sexwork in Europe?

Sophie Int’l Veld:
Well, there are plans for a resolution, and if it’s up to us, then it will call for decriminalization. We’ll work very, very hard to get a majority but it’s going to be a hotly disputed topic, I’m sure.

Vicent Van Quickenborne:
Don’t you think there could be a majority at the European Parliament for this cause? No?

Sophie Int’l Veld:
If you ask today … but we’re going to talk to every single one of our colleagues and try to convince them. As I said: you know we started a long time ago, and then the topic was taboo. Now we have a room full of people, we have four different parliamentary groups represented here. The time will come and we’ll do it as quickly as we can.

Vincent Van Quickenborne:
Well, anyway, when Belgium will be the president of the European Council in the beginning of 2024, I as a minister of justice plan to pull it on the table of an informal council, for the first time.

Sophie Int’l Veld:
Wow! (Big Applause.)

Vincent Van Quickenborne:
I will ask my colleagues, and there are 27 in total, all of them, of all European countries, to come forward, and to speak clear and loud what they think about it. Because I am convinced that when you have a personal talk to them, many of them, not all of them, but many of them, will applaud this initiative, I am sure of that. So let’s start this movement out of the European Parliament to convince all European countries to change and to do what we’re doing. Thank you!

Sophie Int’l Veld:
Thank you very much. (Applause.)

 


Original video -> from ca. 1h 57min  -> https://www.youtube.com/watch?v=s8mrc3ibHHs