Grafik mit "Ich bin gegen ein Sexkaufverbot, weil"


 

Wie denken eigentlich Sexarbeitende über ein Sexkaufverbot?


Es ist eine offensichtliche Frage, die die meisten Medien, die über die aktuelle politische Debatte um ein Sexkaufverbot berichten, leider nicht stellen:

Was halten die betroffenen Sexarbeiter*innen vom sogenannten nordischen Modell?

Als größter Verband von Sexarbeitenden in Europa haben wir unsere Mitglieder um Statements gebeten. Und die sagen: Sexkaufverbot? Nein Danke! 

Warum das nicht nur unter unseren Mitgliedern so ist, sondern von einer absoluten Mehrzahl von Sexarbeiter*innen auf der ganzen Welt immer wieder wiederholt wird, in unterschiedlichsten Ländern und Umständen, ist eigentlich ganz leicht zu erklären. Ein kleines Gedankenexperiment zur Veranschaulichung:

 


Man stelle sich vor es wäre laut nordischem Modell illegal, Massagen zu erhalten.

Massagesalons wären verboten, es dürfte keine Werbung für Massagen gemacht werden.

ABER HEY, Masseur*innen dürften natürlich weiter „straffrei“ fremde Menschen gegen Geld massieren.
(Wie, wo, mit welchen Kund*innen und unter welchen Umständen auch immer).

Hauptsache niemand unterstützt sie dabei und sie tun sich auch nicht mit Kolleg*innen zusammen, das wäre nämlich auch verboten.

Im besten Fall bekommt niemand  was mit, denn das Massage-Business ist generell verpöhnt, Masseur*in zu sein sowieso.

Alternativ steht es allen Masseur*innen unter dem nordischen Modell theoretisch JEDERZEIT frei, den Beruf zu wechseln und was Anständiges zu machen

Zum Beispiel öfter putzen zu gehen oder länger an der Kasse zu stehen. Am liebsten bitte im ursprünglichen Heimatland.

Wie würden Masseur*innen in diesem Fall wohl das nordische Modell beurteilen? 

Befürworter*innen eines Sexkaufverbots argumentieren gerne, dass „nur die Kunden bestraft werden“ und „Prostituierte straffrei bleiben“. Während es stimmt, dass Sexarbeiter*innen in einem solchen Verbotsmodell nicht direkt für den Verkauf von sexuellen Dienstleistungen bestraft werden, bleiben wir darin jedoch alles andere als „straffrei“.

Eine Kriminalisierung unserer Kund*innen wirkt sich selbstverständlich direkt auf unsere Geldbörsen und damit unseren Lebensunterhalt aus.

Eine derartige Gesetzgebung schärft auch die Stimmung gegen Sexarbeit, Anbieter*innen wie Kund*innen, in der Gesellschaft.

Wer da als Sexarbeiter*in nicht die Rolle des „Opfers“ annehmen will, der oder dem wird schnell Rolle des Täters oder der Täterin übergestülpt.

Auf der anderen Seite wird Sexarbeiter*innen jede Entscheidungs- und Handlungsautonomie abgesprochen, wenn sie per Gesetzgebung „gerettet“ werden sollen, ob sie wollen oder nicht.

Das (nicht oft laut ausgesprochene) Ziel des nordischen Modells ist: Langfristige gesellschaftliche Ächtung und Ausmerzung von Sexarbeit zwischen Erwachsenen.

 


Du bist Sexarbeiter*in und möchtest Dich beteiligen?

-> Hier kannst Du mitmachen.

Wichtig: Viele Sexarbeitende sind nicht öffentlich mit Gesicht geoutet. Für diese haben wir ein Platzhalter-Foto eingefügt.

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