POLITIK
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Veranstaltungen, Stellungnahmen, Pressemitteilungen und News

Online Veranstaltungsreihe: Eine Stunde – Ein Thema

Wir hosten monatliche Vorträge zu den gesellschaftlich und politisch am heißesten diskutierten Themen rund um Sexarbeit. Sexarbeiter*innen und Expert*innen aus relevanten Bereichen erklären, klären auf und diskutieren. Die Teilnahme steht allen Interessierten offen!

ANMELDUNG über Mail an: emma@besd-ev.de

Mehr lesen zu:
– Schwedisches Modell/Freierbestrafung/Sexkaufverbot
– Positionen und Forderungen des BesD
– Wissenschaftliche Studien zu Sexarbeit

Termin verpasst? Auf unserem YouTube-Kanal siehst Du einen Videomitschnitt aller „Eine Stunde – ein Thema“-Veranstaltungen:

2023

2022

2021

2020

Früher

Zoom am Hurentag 2023: Ask a Sex Worker (Anything!)

Zum Internationalen Hurentag am 02. Juni veranstaltet der BesD das beliebte Format „Ask a Sex Worker“. Die Veranstaltung findet auf Zoom statt und steht allen Interessierten offen.

Datum: Freitag, 02. Juni 2023
Uhrzeit: 19:30 – 21:00 Uhr

BesD-Event: Ask a Sexworker Hurentag 2023

Vom Arbeitsalltag im Dominastudio, der Kunst der Verführung zwischen Dinnerdate und Hotelzimmer, dem Umgang mit Fetischen und ungewöhnlichen Anfragen, der Abgrenzung zwischen Privatleben und Beruf, dem Treffen mit Gästen aller Geschlechter bis hin zu den besten Sextipps vom Profi  und was Dir sonst noch auf der Zunge brennt – sechs Sexarbeitende beantworten im Live-Chat Deine Fragen!

Moderation:

UNDINE DE RIVIÈRE
Bereich: Online-Shop + Berührbare Bizarrlady
Homebase: Hamburg
Arbeitsort: Eigene Räumlichkeiten
Alter: Ende 40
Tätig in der Sexarbeit seit: ca. 30 Jahren
https://undine-de-riviere.de/
https://bizarrlady-undine-hamburg.de/
https://hypnokink.de/


Unsere Panel-Teilnehmer*innen:


HELENA HETAIRA

Bereich: Independent Escort – Begleitung und Girl-Friend-Experience 
Homebase: Köln
Arbeitsort: Wohnungen und Hotels
Alter: Anfang 40
Tätig in der Sexarbeit seit: ca. 5 Jahren
https://helenahetaira-escort.com/



BARONESS BABALON
Bereich: Klassische Domina
Homebase: Dortmund
Arbeitsort: Mietet sich in verschiedenen Studios ein
Alter: Anfang 40
Tätig in der Sexarbeit seit: ca. 1 Jahr
https://www.baroness-babalon.de/


DER DOMINUS
Bereich: BDSM
Homebase: Berlin
Arbeitsort: Mietet sich in verschiedenen Studios ein
Alter: Mitte 40
Tätig in der Sexarbeit seit: ca. 10 Jahren
https://www.dominus.berlin/



JAY STARK
Bereich: Independent Escort – Von Vanilla bis Kinky, passiv und aktiv
Homebase: Berlin und Bayern
Arbeitsort: Wohnungen und Hotels
Alter: Anfang 30
Tätig in der Sexarbeit seit: ca. 3 Jahren
https://stark-and-kinky.com/


DIE STRAPSMAUS alias MADAME KALI
Bereich: Sexarbeiterin + Sexualbegleitung
Homebase: Bielefeld, Berlin
Arbeitsort: Eigene Räumlichkeiten sowie Haus und Hotel-Besuche
Alter: 51
Tätig in der Sexarbeit seit: ca. 20 Jahren mit Unterbrechungen
http://www.strapsmaus.com
https://www.madamekali.com/ 



LADY DHYANA LA DIVA
Bereich: Berührbare Bizarrlady
Homebase: Wien
Arbeitsort: Mietet sich in fixem Studio ein
Alter: Mitte 40
Tätig in der Sexarbeit seit: ca. 1 Jahr
https://www.studio-de-sade.at/dhyana-la-diva

Ich bin eine Hure – und ich stehe dazu!

Ein Beitrag von Sexarbeiterin und Verbandsmitglied Madame Kali. Mehr von ihr liest und hörst Du in ihrem Podcast #SimplyTheBesD sowie ihrem Blog.


Ich bin eine Hure – und ich stehe dazu!

Ich bin sichtbar, damit andere es nicht sein müssen. 

Auch weil andere es gar nicht können weil sie noch mehr Repressalien zu befürchten haben als ich. Damit meine ich nicht nur das berüchtigte Hurenstigma sondern auch ganz klar Bedrohungen von z.B. Gesetzen oder Druck der (Groß-)Familien in den Ländern, in denen sie heimisch sind und die never ever was von ihrer Tätigkeit hier in Deutschland erfahren dürften!

Vielleicht ist es auch einfach eine meiner Aufgaben als Künstlerin über dieses Thema innovativ und reflexiv zu berichten, denn ehrliche Künstler*innen sind ja nicht aus Eitelkeit heraus so wie sie sind, sondern weil sie in irgend einer Weise was zu sagen haben. Künstler*innen haben schon immer gerne den Finger in die Wunden der Gesellschaft gelegt und dabei gesellschaftliche Entwicklungen vorgeahnt, angestupst oder vor allem eben vorgelebt!

Kunst als Gegenentwurf zum Mainstream, als Gegenentwurf zu kapitalistischen Erfüllungsgehilfen wie glatt gebügelte Walt Disney oder Netflix Produktionen. Kreativität und Phantasie statt dumpfen Konsum. Neue Räume schaffen, wagen, denken. Subkultur hilft mir dabei überdies die beste Version von mir selbst zu werden.

Darstellende Künstlerinnen waren in der Geschichte übrigens oft mit Sexarbeitenden gleichgesetzt.

Im alten Rom unterlagen sie ebenso nicht den üblichen strengen Keuschheitsgesetzen der (weiblichen) Allgemeinbevölkerung. Für sie, ebenso für die Sexarbeitenden gab es regulative Ausnahmen.

In der angeblich so aufgeklärten Renaissance Zeit wurden sie allerdings von den Bühnen der Welt verbannt da es sich nicht schickte mit Körperlichkeiten wie Gesang, Theaterspiel oder Tanz Geld zu verdienen – als Frau erst recht nicht! Es war dies die Zeit der ersten großen Hurenverdrängung, besser gesagt Leugnung, die der damals recht neuen und nicht unerheblich grassierenden Syphilis Einhalt gebieten sollte. Spoiler: das Penicillin verschaffte dann erst Abhilfe vor nicht mal 100 Jahren, Huren gab es natürlich weiterhin zu allen Zeiten.

Und – oh Wunder – waren Huren auch immer ein Anzeiger für die Stellung der Frauen in der Gesellschaft. Je freier die Dirnen, Hübschnerinnen, Huren oder wie auch immer der Zeitgeist die Liebesdienerinnen zu nennen pflegte, waren, umso besser ging es in der Regel auch allgemein den Frauen.

Ein Verbot der Prostitution (und das gab es in den vergangenen Jahrhunderten immer mal wieder, da so vergeblich versucht wurde die Syphilis einzudämmen) führte zu keiner Zeit zu einer Verbesserung von Frauenrechten oder Rechten von Sexarbeitenden.

Ganz im Gegenteil musste eine Frau, die sich sexuell entfaltet hat nicht nur mit sozialen, sondern auch mit juristischen Konsequenzen rechnen! In den 1920er Jahren galt sogar noch die Erfüllung sexueller Genüsse als Beweis der Sexarbeit, da dies als „Zahlungsmittel“ angesehen wurde.

Nach dem Philosophen Michael Focault (1926 – 1984) ist die Sexualität ein besonders dichter Durchgangspunkt für die Machtbeziehungen zwischen Menschen. Das heißt aber auch, dass hier auch wieder die Machtbeziehungen neu gestaltet werden können!

Die Sexarbeits-Aktivistin Domenica Niehoff wurde ja zu Unrecht immer wieder als Domina bezeichnet – vielleicht lag es einfach daran, dass es bis dahin noch keine Vorstellung von einer Frau gab die als Sexarbeiterin jenseits des Rotlichtviertels mal sagte was Tacheles ist? Die Aufstände der (Hamburger) Huren der 1920er Jahre sind ja leider kaum bekannt.

Ebenso wie der Aufruhr der ca. 6.000 Sexarbeiterinnen und ihrer Liebhaber, Angehörigen, Personal etc. als Papst Pius V ausgerechnet am Feiertag der Hl. Magdalena (22.7.1566) jegliche Prostitution für „abgeschafft“ erklären wollte. Er musste bei diesem immensen Druck zurück rudern – Prostitution lässt sich eben nicht so „verbieten“, Sexualität ist auch kein Verbrechen, egal was moralische Sittenwächter*innen auch dazu sagen!

Die Hure galt (und gilt leider immer noch) als Negativfolie für die ehrbare Frau, der damit im übrigen der Weg zu einer frei und selbstbestimmt ausgelebten Sexualität erschwert wird. Wer will schon gerne wie „so eine“ sein, da ist es wieder, dieses unsägliche Hurenstigma.

Die Diskriminierung von Sexarbeitenden dient lediglich als Mittel der sexuellen Unterdrückung aller Frauen.

„Du Hure!“ – einem Don Juan, selbst einem Marquis de Sade hätte man so etwas nicht gewagt zu sagen! „Wenn du dich anständig verhältst hast du ja nichts zu befürchten und wenn dir was passiert warst du eben nicht anständig! Du willst doch nicht ernsthaft in diesem kurzen Lederminirock…??“

Die Wanderausstellung „Was ich anhatte“ zeigt im übrigen die Kleidung die Frauen bei sexualisierter Gewalt anhatten – mitnichten sehen wir dort aufgerüschte Abendmode, garniert mit exclusiven Lingerie und Stöckelschühchen! Als würde es diese Erkenntnisse nicht schon längst geben poltert die sog. Feministin A. Schwartzer was von „Nuttenmode“ was zum einen mehr als nur diskriminierend für Sexarbeiter*innen und vor allem täterrelativierend ist!

Verletzungen und Übergriffe finden in den allermeisten Fällen  im Nahbereich einer Person statt – z.B. in der Ehe, Partnerschaft und anderen Familienbünden. Bis 1997 galt es dies auch hinzunehmen „….so fordert die Ehe von ihr <Ehefrau> doch eine Gewährung in ehelicher Zuneigung und Opferbereitschaft und verbietet es, Gleichgültigkeit oder Widerwillen zur Schau zu tragen.“ (BGH 1966) Erst 1997 wurde dieses Gesetz aufgehoben, gegen den Willen so mancher noch immer in hohem Bundestag-Amt befindlichen Politikern!

Doch ich schweife ab, kehren wir zurück zum Thema Sexarbeit und warum es wichtig ist dies auch im Sinne der emanzipatorischen (Frauen-)Bewegung zu sehen.

In der Aufbruchsstimmung der 1920er Jahren waren viele alleinstehende und lesbische Frauen sowie Frauen der Frauenbewegung als Sexarbeiterinnen unterwegs, schon alleine um ihre ökonomische Unabhängigkeit zu sichern!

Marlene Dietrich in ihrer neuen, anderen, fernab vom bisher üblichen Frauenbild gelebten freien Sexualität war vielen ein Vorbild. Nur hatten die meisten ihrer Verehrer*innen nicht so tolle Filmgagen um über die Runden zu kommen.

Mit Sexarbeit ließ sich besser, schneller, einfacher Geld verdienen als in den damals noch relativ neuen Fabriken. Auch August Bebel kritisierte dies und vor allem die schlechten Löhne ebenda – aber es hat sich bis heute nicht viel daran geändert; weder an den Bedingungen der Lohnarbeit für marginalisierte Menschen, noch an den Gründen eben darum in die Sexarbeit zu gehen!

Diese nach Unabhängigkeit und anderen Rollen- und Familienmustern strebenden (meist) Frauen wurden dann im dritten Reich aufs übelste gegeneinander ausgespielt und in die Lager gesteckt und größtenteils ermordet. Trans Menschen sowie bi- & homosexuelle Männer wurden unter entmenschlichten Voraussetzungen hingerichtet oder zwangssterilisiert und galten als biologistische Begründungen für weitere Morde und Übeltaten.

Sexarbeiterinnen wurden z.T. in gesonderten Baracken gezwungen, Dienste zu leisten. Anerkannt wurden diese Verbrechen im Namen der Sexualität nie, keine Sühne, keine Entschädigungen bis heute.

Doch „Man muss nicht fragen warum sich Frauen prostituieren, sondern warum es nicht mehr tun.“ Simone de Beauvoir, 1949.

Zeit wird es also endlich für eine bewusste sexuelle Identität, wie sie auch schon ein Magnus Hirschfeld für die schwule und queere Community definiert hat.

Nicht länger eine versteckte, verschämte, auch weil sonst immer wieder Angriffen von außen preisgegebene Sexualität, sondern endlich kräftig in den Apfel der Erkenntnis, dargereicht von der kulturanthropologisch wesentlich älteren Serpent/Sapientia (Schlange, die Wissen und Weisheit symbolisiert) gebissen und genossen, egal was der Papa Patriarch dazu sagt.

In diesem Sinne: Guten Appetit und genießt mit allen Sinnen!

Wir sind etwas wert! Zu Preisdiskussionen und „Feilschen“ in der Sexarbeit

Ein persönlicher Beitrag aus dem Blog von Sexarbeiterin und BesD-Mitglied Madame Simone.


Es gab schon immer Menschen, die an den Preisen etwas zu mäkeln haben und hatten, die unterschiedliche Sexarbeitende aufrufen. Hartnäckiges Feilschen und der Versuch an den Preisen „was zu machen“ ist jetzt sicher nichts Neues. Jede*r von uns kennt das, und auch die teilweise arg beleidigenden und unverschämten Reaktionen, wenn man nicht auf Dumpingpreis-Vorschläge eingehen möchte.

Seit einer Weile, nicht zuletzt sicher durch die Pandemie und die gerade sehr deutlich spürbare Erhöhung der Lebenshaltungskosten, lese ich in unterschiedlichen Foren vermehrt Diskussionen zu den Preisen von Sexarbeiter*innen, überwiegend initiiert von unseren Kund*innen.

Da wird gefragt „Können wir uns unsere Leidenschaft bald überhaupt noch leisten?“, es wird darüber gemault, dass manche Kolleg*innen ihre Preise angehoben haben usw.

Ich habe eine sehr deutliche Meinung dazu: Sexarbeit ist ein Luxus, keine Selbstverständlichkeit.

Sexarbeit in Anspruch zu nehmen, in welcher Form auch immer, ist keine Lebensnotwendigkeit. Es ist ein Luxus, ähnlich dem Spa Day, dem Kurztrip, dem ausgedehnten Besuch bei der Thai oder Hot Stone Massage oder im Kosmetikstudio. Wenn das Geld knapp wird, dann kürzt man dort, wo es nicht notwendig ist. Vollkommen logisch. Wir streichen alle zuerst bei den gerade nicht für unsere Existenz wichtigen Dingen, wenn es eng im Geldbeutel wird.

Das geht auch uns Sexarbeitenden so. Wenn uns die Kohle ausgeht, dann machen wir uns unsere Nägel selbst, statt ins Nagelstudio zu gehen. Wir kaufen uns Masken im Drogeriemarkt, statt die Kosmetikerin zu bemühen, wir gehen bei Lidl statt bei Rewe einkaufen usw. Auch wir sind ganz normale Menschen, und auch wir spüren die Preiserhöhungen!

Sexarbeit ist keine karitative Arbeit

Auf der anderen Seite ist Sexarbeit eine überwiegend freiberufliche Dienstleistungsbranche und keine karitative Arbeit. Niemand hat Anspruch darauf, und wenn man es sich halt nicht leisten kann, dann hilft es auch nicht, sich über die Preise zu beschweren. Dadurch wird es auch nicht preiswerter.

Ja, viele von uns üben den Beruf echt gerne aus, ganz entgegen der Meinung von Sexarbeitsgegner*innen, die nicht müde werden zu behaupten, dass wir „das ja unter keinen Umständen gerne oder freiwillig machen können“. Wir lieben die Flexibilität, die Tatsache, dass wir keine Vorgesetzten haben, den Umgang und Austausch mit unseren Kund*innen und nicht zuletzt auch den Verdienst.

Ohne eine monetäre Gegenleistung würden wir den Job halt doch nicht machen. Wer würde schon arbeiten, wenn es dafür kein Geld geben würde, jetzt mal ernsthaft?

Ich verstehe zwar den Unmut, wenn Menschen sich eine Begegnung mit Sexarbeiter*innen nicht oder nicht mehr leisten können, habe aber kein Verständnis dafür, dass teilweise so über die Preise gejammert wird wie gerade. Wenn jemand sich die Buchung eines oder einer Sexarbeiter*in nicht leisten kann, oder zumindest nicht die einer Person, die man gerne treffen würde, weil diese nicht in der zum Portemonnaie passenden Preiskategorie arbeitet, dann ist das bestimmt frustrierend, das verstehe ich.

Aber Heulen und Wehklagen hilft da auch nicht weiter. Dann kann man sich das halt gerade nicht leisten. Punkt. Ich miete mir ja auch keinen Personal Trainer, wenn ich gerade kaum den Kühlschrank gefüllt bekomme.

Auch Sexarbeitende spüren die gestiegenen Lebenshaltungskosten

Ja, auch unsere Kosten sind gestiegen. Kaum zu glauben, ich weiß, aber auch Sexarbeitende müssen Miete zahlen. Sowohl die für das private Zuhause, als auch unter Umständen die für die Räumlichkeiten, in denen wir arbeiten.

Wir bezahlen Rechnungen, Steuern, müssen Lebensmittel einkaufen usw. Manchmal habe ich das Gefühl, dass manche Menschen vollkommen vergessen, dass nicht unser ganzes Leben aus Sexarbeit besteht.

Man könnte bei einigen Anfragen und Kommentaren teilweise denken, die Personen gingen davon aus, dass wir 24/7 in irgendeiner Location auf Kundschaft warten, respektive diese bedienen. Das, meine Lieben, ist aber nicht der Fall! Sexarbeit ist unser Beruf, nicht unser gesamter Lebensinhalt!

Die meisten Kolleg*innen, die ich kenne, haben ihre Preise in den letzten Monaten (wenn überhaupt) vielleicht um 10€ oder 20€ erhöht, einige um 50€. Manche sind seit Jahren beim gleichen Honorar geblieben, andere sind direkt mit einem höheren Honorar eingestiegen.

Es gibt buchstäblich für jeden Geldbeutel ein Angebot in der Sexarbeit und die passende Klientel. Mir persönlich gehen die Kommentare besonders gegen den Strich, in denen sich darüber beschwert wird, dass die Sexarbeitenden der Wahl jetzt zu teuer für das eigene Budget sind, und man sich nun für „was Billigeres“ entscheiden muss. Geht’s noch?!

Der Preis einer Dienstleistung sagt nichts über den Wert einer Person aus

Eine Kollegin, die 150€ für eine Stunde aufruft, ist keineswegs „schlechter“ oder hat weniger zu bieten als eine Sexarbeiterin, die 300€ dafür möchte.

Beide haben sich ihre Lebenshaltungskosten und Aufwendungen angeschaut und aufgrund dessen einen Preis gewählt, der für sie und ihre Lebenssituation passt und mit dem sie gut über die Runden kommen. Das ist immer und überall bei freiberuflich tätigen Menschen der Fall.

Unsere Honorare sind auch abhängig davon, wo wir leben und arbeiten. Wer eher ländlich lebt, hat unter Umständen geringere Lebenshaltungskosten. Wer mitten in einer Stadt wie München, Hamburg oder Köln lebt, hat definitiv höhere Lebenshaltungskosten zu stemmen. An diesen Kosten orientieren wir uns natürlich, wenn wir unsere Preise berechnen. Und auch danach, was wir bieten können und wollen.

Besonders hohe Ansprüche kosten extra

Wer zum Beispiel eine hochgebildete Dame mit akademischem Background und den teuersten Klamotten und Accessoires sucht, eine Kollegin, die in keinem 5-Sterne Hotel auch nur schief angeschaut wird, mit einem über Foucault, Bitcoin und tagesaktuelle Politik fließend in drei Sprachen parlieren kann, 10 Jahre lang aussieht wie ein 25-jähriges Supermodel und eine Granate im Bett ist, der muss sich auch nicht wundern, wenn diese Kolleginnen ein Honorar aufrufen, welches nur wenige Personen mal eben so ausgeben können.

Alles eine Frage von Angebot und Nachfrage. Wer ganz spezifische und hohe Ansprüche an Sexarbeitende hat, die über ein branchenübliches Angebot hinausgehen, muss halt auch deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Wir sind etwas wert

Das obige Beispiel ist jetzt sehr auf die Spitze getrieben, aber es wird vermutlich klar worauf ich hinaus will: Wir sind etwas wert.

Unsere Dienstleistungen sind etwas wert, und wer versucht an Preisen herumzuschrauben, der sieht diesen Wert nicht, und das ist ein ganz deutliches No Go.

Eine Person, die uns das Gefühl gibt, dass unsere Zeit und unsere Dienstleistung nicht das wert ist, was wir dafür verlangen, die möchte kaum jemand von uns auch nur mit der Kneifzange anfassen. Das ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt.

Also versucht gar nicht erst zu feilschen, sondern sucht Euch die Sexarbeiter*innen, die Dienstleistungen anbieten, die in Eurem Budget liegen. Oder habt etwas Geduld und spart für den Luxus unserer Dienstleistungen. Es ist absolut keine Schande, sich etwas nicht, nicht mehr oder zur Zeit nicht leisten zu können!

Aber es ist beleidigend und abwertend, wenn versucht wird mit uns über den Preis für sehr intime und persönliche Momente zu handeln. Wir sind keine Ware, keine Gegenstände und nicht die Caritas. Behandelt uns nicht so!