Nachruf auf zwei Kämpferinnen: Meine Erinnerungen an Emilja Mitrovic und Elisabeth von Dücker

Zwei Kämpferinnen für Frauen- und Sexworker-Rechte verstarben in diesem Jahr unerwartet – wir trauern um Emilja Mitrovic und Dr. Elisabeth von Dücker.

Dank und Verbundenheit gelten diesen Frauen, diesen Mit-Streiterinnen, diesen Verbündeten aller Sexarbeiter:innen. Mit ihrer Arbeit bekämpften sie Vorurteile, trugen zur Entabuisierung eines stigmatisierten Themas bei, engagierten sich gegen die Ausgrenzung von Sexarbeit und setzten sich dafür ein, Deutschland zu einem besseren und gerechterem Ort für alle zu machen. In Gedanken sind wir bei ihren Angehörigen, Freund:innen und allen Menschen, die ihnen nahestanden.

Dr. Elisabeth von Dücker war als Kuratorin und Kunstwissenschaftlerin im Museum der Arbeit in Barmbek für den Bereich Alltags- und Frauen-Geschichte zuständig. Ihr Fokus lag darauf, die Arbeitswelten von Frauen sichtbar zu machen – und dazu gehörte auch die Sexarbeit.

Sie besuchte Sexwork Konferenzen in Nürnberg und Hamburg – dort traf ich sie zum ersten Mal. 2005 stellte sie dann die kulturgeschichtlich einmalige Ausstellung „Sexarbeit“ auf die Beine, welche die Lebens- und Arbeitswelt von Sexarbeitenden beschrieb. Als Verbündete hat sie auschlaggebend zur Enttabuisierung des stigmatisierten Themas Sexarbeit beigetragen und dazu aufgefordert, Vorurteile zu hinterfragen.

In diesem Portrait von Juliane Brumberg erfährt man mehr über die Arbeit von Elisabeth von Dücker.

Emilija Mitrovic, in Serbien geboren, war Mutter einer Tochter, Gewerkschafterin und Sozialwissenschaftlerin. Jahrelang begleitete und unterstützte sie die Sexworker-Bewegung und machte sich politisch für die Rechte von Sexarbeitenden stark.

Oft traf ich sie in Berlin – bei Ausstellungen, bei Performances, bei Sexwork Konferenzen. Gut kann ich mich an ihre Führung durch Hamburgs Rotlicht-Bezirk St. Georg erinnern – in welcher wir Details aus der Szene erfuhren, den Hansaplatz und die Beratungsstelle Ragazza besuchten und die  Stundenhotels sahen, wo die Sexworker am Strassenstrich anschaffen. Emilja initiierte die wichtigen Netzwerke „Ratschlag Prostitution Hamburg“ und „MigrAr – Anlaufstelle des DGB für Menschen ohne Papiere“.

Mit ihrer Studie über den „Arbeitsplatz Prostitution“ in 2004 unterstützte sie maßgeblich die gewerkschaftliche Organisation von Sexworkern bei Verdi. Sie leitete den Fachbereich 13 für „Besondere Dienstleistungen“, kämpfte gegen Diskriminierung und Doppelmoral und erhob ihre Stimme für marginalisierte Sexarbeitende.

Der taz-Redakteur Kai von Appen schrieb diesen Nachruf über Emilija und ihre unermüdliche Arbeit.


Dieser Text stammt von BesD-Vorständin Susanne Bleier-Wilp, ehemalige Sexarbeiterin und langjährige Aktivistin für die Rechte von Sexworkern. 

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