„Ich kann bald nicht mehr!“ – Offener Brief einer Sexarbeiterin an ihre Stadtverwaltung

Hallo Frau ♦♦♦♦♦♦

genau wie Bayern die solo-selbständige Dienstleistung der Prostitution außerhalb von Prostitutionsstätten und außerhalb der Sperrgebiete erlaubt, gibt es nun auch bei Tantra Massagen eine vernünftige Position des bayrischen Gesundheitsministeriums. Diese fällt ganz anders aus, als zum Beispiel die Entscheidung des VG Trier zu diesem Thema. Siehe hierzu folgenden Link. Im vorliegenden Fall handelte es sich sogar noch um einen Betrieb – nicht um eine Einzelperson.

Was läuft hier nur falsch? Wie kann es sein, dass bundesweit so unterschiedlich entschieden wird?

Dass es bei eigentlich bundeseinheitlich zu treffenden Entscheidungen und bundeseinheitlich geltenden Gesetzen derzeit einen riesigen Unterschied macht, ob ich in Bayern, Hessen oder RLP lebe? Das Virus macht vor Landesgrenzen keinen Halt. Von den unterschiedlichen Corona Verordnungen ganz zu schweigen. In RLP lautet die VO: „Verboten ist die Öffnung von Bordellen, Prostitutionsstätten und ähnlichen Einrichtungen“.

Für die Behörden in RLP bin ich als soloselbständige Dienstleisterin in meinen eigenen 4 Wänden, auf Nachfrage eine „ähnliche Einrichtung“.

Obwohl das Prostituiertenschutzgesetz im §2 ganz klar eine Trennung der Dienstleistung vom Betrieb/Betreiber einer Prostitutionsstätte vornimmt! Ein Betrieb tritt erst dann in Kraft, wenn der Betreiber durch die Dienstleistung von mindestens einer weiteren Person finanziell partizipiert.

Ich möchte endlich eine Antwort mit einer sachlichen Erklärung und faktischen Gründen für das Tätigkeitsverbot von den Behörden.

Zum Beispiel, warum ich als solo-selbständige, unberührbare Domina, die keine sexuelle Dienstleistung MIT oder AN ihrem Körper anbietet, mit einem 4-seitigen Hygienekonzept, welches vom Gesundheitsamt bereits vor 2 Monaten als „schlüssig“ bewertet und nicht beanstandet wurde, weiterhin nicht arbeiten darf.

Inwiefern kann faktisch begründet werden, dass das Infektionsrisiko bei meiner Tätigkeit und maximal 2 Kundenkontakten am Tag höher sein soll, als bei vergleichbaren anderen Dienstleistungen?

Oder beim Kontaktsport? Alles, was man meinen Fragen nach sachlichen Gründen gegenüberstellt sind immer nur Vermutungen und Unterstellungen, um eine Entscheidung zu „begründen“. In Bayern, Hessen und einigen anderen Bundesländern dürfte ich hingegen arbeiten.

Ich kann bald nicht mehr! Seit fast 4 Monaten befasse ich mich tagein tagaus mit nichts anderem mehr. Ich will endlich wieder arbeiten.

Ich verstehe das alles nicht mehr: Das Mauern der Behörden, das nicht-Anbieten von Lösungen, obwohl schlüssige Hygienekonzepte vorliegen, auch in anderen Bereichen der Prostitution. Für jede andere Berufsgruppe hätte man ein offenes Ohr, ein Interesse, böte eine Perspektive. Die immer größer werdende Widersinnigkeit eines Komplettverbots angesichts der Infektionslage. All das fördert gerade rasend schnell nur die schlechten Aspekte der Prostitution!

Möchte man die Situation der Branche absichtlich vor die Wand fahren lassen um noch radikalere Maßnahmen ergreifen und Gesetze dagegen durchbringen zu können?

Diese Methode wäre jedenfalls ein probates Mittel. Viele Fragen und nach wie vor keine Antworten. All das hat schon lange nichts mehr mit Gleichbehandlung oder gar mit „Stärkung der Frauen“ zu tun. Im Gegenteil. Frauen wie mir wird durch diese de facto Entmündigung das letzte Stückchen Selbstbewusstsein und Würde genommen. Ihre Selbständigkeit, ihre Existenz und Selbstbestimmtheit zerstört!!

Mit KEINEM anderen Berufszweig wird so abwertend verfahren. Es ist auf deutsch gesagt zum K…..

Aber Hauptsache, die Politiker können entspannt ihre Sommerpause genießen während andere in ihrem Land weiter unverschuldet ums Überleben kämpfen. BITTE setzen Sie sich dafür ein, dass endlich Lösungen geschaffen werden. Dass man mit uns redet und nicht über uns entscheidet als seien wir unmündige Kinder und unfähig, genauso verantwortungsvoll in unserem Beruf zu handeln wie ein Friseur, Kosmetiker, Masseur oder Tätowierer.

Danke und viele Grüße,

♦♦♦♦♦♦

Dieser Brief wurde uns von der Verfasserin zur Verfügung gestellt, die hier anonym bleiben möchte.

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