Sind Stripper*innen Sexworker?

Die Network of Sex Work Projects (NSWP), ein Zusammenschluss von Sexarbeitsverbänden weltweit in dem der BesD Mitglied ist, hat neulich eine Abstimmung zum Thema Mitgliedschaftskriterien gehalten. Die Frage war, ob Verbände mit Mitgliedern in jeglichem erotischen Dienstleistungsbereich eine Vollmitgliedschaft beim NSWP beantragen dürfen sollen. Das heißt, auch Verbände in denen die Mehrheit der Mitglieder Pornodarsteller*innen oder Stripper*innen sind, sollen Vollmitglieder beim NSWP sein dürfen und nicht ausschließlich Verbände mit Full-service Sexarbeitenden, wo der Kunde beim Akt persönlich anwesend ist.

Hier der offizielle Abstimmungstext:

„Full voting membership should be given to sex worker-led organisations that are made up of individuals who engage in sexual labour of any kind and who self-define as ‘sex workers’? Yes or No“

Der Hintergrund für diese Abstimmung: Bei seinem letzten Vorstandstreffen Ende April, gab es eine Diskussion zum Umfang des Begriffs „Sexarbeiter*in“. Es kam zwar zu keinem Konsens darüber, jedoch hat der Vorstand beschlossen, künftig Mitgliedschaftsanträge von Pornoverbänden abzulehnen. Eine Stripperkollektive hatte sich auch kurz vor dem Treffen beworben und wurde lediglich sowas wie eine Ehrenmitgliedschaft angeboten, ohne Wahlrecht. Im Protokoll des Vorstandstreffens steht nun, dass die Vollmitgliedschaft nur Sexarbeitsverbänden angeboten wird, die von Sexarbeiter*innen geführt werden, deren Dienstleitung einen „intimen, körperlichen und persönlichen Kontakt mit dem Kunden erfordert.“ Diese Entscheidung löste eine wochenlange Emaildebatte über den NSWP-Verteiler aus. Letztendlich beschloss der Vorstand diese Mitgliedschaftsrichtlinie zur Wahl zu stellen, weshalb es eine Abstimmung gegeben hat.

Der BesD stimmte mit „Ja“ ab, da wir der Ansicht sind, dass Menschen, die erotische und sexuelle Dienstleistungen anbieten, sich nicht wegen Unterschiede in der Art ihrer Dienstleistungen abgrenzen sollten. Wir sind alle dem gleichen gesellschaftlichen Stigma ausgesetzt, egal ob wir Geschlechtsverkehr mit Fremden gegen Geld haben oder uns „nur“ vor Fremden ausziehen und nackt auf einer Bühne tanzen. Für die meisten Leute ist das was wir machen schmählich, ekelig, pervers, abstoßend…wir leben immer noch in einer Gesellschaft, in der es verpönt wird, mit seiner Sexualität Geld zu verdienen, auch wenn so viele andere zwischenmenschliche Intimitäten schon kommerzialisiert worden sind. Das dürfen wir leider nicht vergessen. Wir können uns es einfach nicht leisten, uns im Kampf für mehr Rechte und Anerkennung abzuspalten. Anstatt uns auf unsere Unterschiede zu konzentrieren, sollten wir unsere Gemeinsamkeiten besser erkennen und zusammenhalten.

Wir freuen uns sehr, dass die anderen Sexarbeitsorganisationen das auch so sehen und für die Inklusion verschiedener Bereiche im Sex- und Erotikgewerbe als Vollmitglieder im NSWP gestimmt haben.

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